Mitarbeitende begeistert führen

Wie ist es möglich, Mitarbeiter*innen begeistert zu führen? Noch dazu in einer Branche, die von den Mitarbeiter*innen wirklich viel fordert und unter notorischem Personalmangel leidet? Eva-Maria Pürmayr, seit wenigen Jahren Triebfeder, Eigentümerin und GF des Liebeshotels „Bergergut“ im Mühlviertel, gemeinsam mit ihrem Partner, dem Haubenkoch Thomas Hofer. Sie hat immer ausreichend Personal, und das auch noch hochmotiviert. Was macht sie anders?

„Das ist eine gute Frage! Ich lege großen Wert auf meine Mitarbeiter*innen, weil ich überzeugt bin, dass Gästebegeisterung nur über Mitarbeiterbegeisterung funktioniert. Deshalb ist Wertschätzung im Umgang mit meinem 44 Leuten eine zentrale Haltung von mir. Sie nehmen auch regelmäßig an Weiterbildungen in unserer eigenen Mitarbeiter*innen-Akademie, die wir gemeinsam mit unseren Partnerhotels AVIVA und Guglwald führen, teil. Alle Angebote sind kostenlos, Fachseminare finden in der Arbeitszeit und persönlichkeitsbildenden Angebot in der Freizeit statt. Wir haben ein umfangreiches Programm, zb. auch Nichtraucherseminar, Stilberatung u.ä. Mir ist sehr wichtig, jede Person in ihrer Individualität wahrzunehmen, so dass jede Person genau das kriegt von mir, was sie braucht. Soweit mit das bei 44 Menschen gelingt“, meint Eva-Maria Pürmayr.

Der Ruf der Branche ist schlecht und die Kollektivlöhne sind sehr niedrig, weil auch die Spannen im Unternehmen gering sind. Dennoch ist eine faire Entlohnung für sie selbstverständlich.

„Wir sind ein Familiengeführtes Unternehmen und diese Tatsache wirkt auch auf die Teams. Die sind selber wir kleine Familien, meist untereinander freundschaftlich verbunden und leben viel Selbstorganisation. Damit das gelingen kann, ist die Auswahl der Mitarbeiter*innen sehr wichtig! Nur die, die wirklich passen, werden dazu genommen! Wir brauchen Menschen, die mit Herz dabei sind, sonst kommt Unruhe hinein. Wir leben Offenheit und Toleranz, ich habe zum Beispiel einen Asylwerber als Küchenlehrling aufgenommen. Wir haben uns erfolgreich dafür eingesetzt, dass er trotz negativem Bescheid hier bleiben kann. Ein anderer MA, der politisch "rechts" eingestellt war, ignorierte ihn, es kam zu Konflikten und schließlich haben wir uns von dem wenig toleranten Mitarbeiter getrennt. Uns geht es um den Menschen und nicht um seine Nationalität!“ (Pürmayer)

Eva-Maria empfindet die Lage des Hotels als einen Vorteil. Dadurch sind sie ein Ganzjahresbetrieb und kein Saisonbetrieb und die MA bleiben sehr lange hier, manche schon seit zwei Jahrzehnten! Sie ist auch, anders als andere vergleichbare Hotels, offen für tschechische Mitarbeiter*innen. Die relativ junge, nahegelegene Staatsgrenze ist in der gemeinsamen Kultur des "Südböhmischen" nicht wahrnehmbar, für sie ist das noch immer ein Gebiet. Ohne ihr tschechischen Servicekräfte, Zimmermädchen und Abwäscher*innen, die alle sehr gut deutsch sprechen, wäre es für sie schwieriger.

„Ich will, dass meine Mitarbeiter*innen stolz auf ihre Arbeit sind und ihrem Umfeld davon erzählen. Deshalb verschenken wir einmal im Jahr 2 Gutscheine für Familie oder Freund*innen, die damit einen kostenlosen Wellnesstag im Hotel, inkl. Frühstück, genießen. Einmal im Quartal feiern wir die jeweiligen Geburtstage mit einem gemeinsamen Essen. Meist lade ich bei uns ein - weil alle unsere Küche so lieben - manchmal fahren wir auch in ein anderes Restaurant. Mein neuestes Projekt ist, dass in einem extra Blogbeitrag alle 2 bis 3 Wochen ein Mitarbeiter*in näher vorgestellt wird, und zwar JEDE Person! Lehrlinge sind genauso wichtig wie Teamleiter*innen! Es wird immer erwähnt von unseren Gästen, wie auffällig herzlich und bemüht unser Personal ist, es fällt und steht einfach mit den Mitarbeiter*innen! Mein Ziel ist es, dass sie selber die Gastgeber*in-Rolle noch mehr übernehmen und ich mich mehr im Hintergrund halte. Dafür braucht es noch klarere Rahmenbedingungen, in denen sie sich frei und sicher nach ihrer Intuition bewegen können und genau wissen, wie weit sie gehen können.“ (Pürmayer)

Die quirlige Unternehmerin begeistert ihre Mitarbeiter*innen mit besonderen Aufmerksamkeiten im Alltag, wie Blumengeschenke für jede am Muttertag arbeitende Mutter. Am Nikolaustag geht sie mit ihrem kleinen Sohn durchs Haus und übergibt kleine Geschenke an ihre Teams. Sie spürt an den Reaktionen: diese kleine Geste macht etwas aus - macht einen Unterschied! Die Zimmermädchen und Abwäscher*innen kriegen etwas mehr Aufmerksamkeit, weil sie eine nicht so schöne Arbeit machen! Die Menschen kennen von vielen Häusern einen ganz anderen Umgang. Sie selber will Vorbild sein, so gut es geht! Sie geht bewusst lächelnd durchs Haus, scherzt mit den Leuten, hat ein offenes Ohr und ermutigendes Wort und nimmt wahr: das ist ansteckend! „Und nur so geht es, dass auch die Gäste von Begeisterung angesteckt werden!“, sagt die junge Führungsfrau.

Ich hatte selber bereits mehrmals das Vergnügen, im Bergergut Gast zu sein und kann das nur bestätigen! Seitdem Eva-Maria das Haus führt, sind eine ungewöhnlich natürliche Herzlichkeit und Engagement zu spüren. Die Mitarbeiter*innen gehen so mit mir als Gast um, als wären sie die Chefin selber. So natürlich und selbstverständlich und liebevoll-verbunden mit dem Ort wirken sie!

Was bringt Eva-Maria Pürmayer als Führungskraft in den Flow?
„Die Natur. Ich brauche dringend ausreichend Zeit in der Natur und Raum für mich. Ich brauche regelmäßige Ruhezeiten für mich, in denen kein Radio, Fernseher, kein Kind (auch wenn ich es noch so liebe) da ist, damit ich wieder spüren kann, wie es mir geht und was mir gut tut. Dann kann ich mich wieder an meine Kraft erinnern, die Verbindung zu ihr spüren und fühl mich so gesegnet von Gott oder GAIA oder dem Leben, dass ich so viel Power mitbekommen hab! Was mich auch in den Flow bringt, ist mein Sohn. Ein Kind zu erleben, wie es an die Dinge herangeht, das taugt mir total! Da wird mir soviel bewusst, was wirklich wesentlich ist, wie unmittelbar Begeisterung erfolgt, was wir alles verlernt haben…das spornt mich an, wieder mehr davon zu leben, auch im beruflichen Alltag!"

Interview mit Eva-Maria Pürmayr, Eigentümerin Liebeswelt Bergergut, Romantikhotel im Mühlviertel, Afiesl. Sie ist 31 Jahre alt, führt 44 MA gemeinsam mit ihrem Liebespartner und 2-Haubenkoch Thomas Hofer und stärkt ihre weibliche Führungskompetenz im Lerngang „Weg der Königin“ in der GAIA-Akademie im Schloss Eschelberg.

Das Interview führte Veronika Victoria Lamprecht im April 2018. Es ist heute, Jänner 2023 aktueller denn je: ihr Unternehmen hat sich noch mehr spezialisiert, ist noch nachhaltiger geworden und die Potenzialentfaltung der Mitarbeitenden bekommt heuer nochmals einen Schwerpunkt. Hut ab vor diesem feinen, erfolgreichen Paar!

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